Amalienlust V-IX/2013


Traumhaus/Wandelobjekt

Konzept und Realisation für das Wegekreuz unterhalb des Prinzenbaues in Sigmaringen.
Stahl, Aluminium, Nylon-Gewebe, PVC Plane. Sonnenkollektoren.
Elektromotor, Forex Bildscheibe, LED Spots in der Dämmerung und während der Nacht
durch Bewegungsmelder aktiviert.

Ein Objekt, das am Tag mit Hilfe von Sonnenkollektoren Lichtenergie sammelt und in der Nacht in Form von traumartigen Erinnerungsbildern wieder abgibt, sobald ein Passant vorbei geht (ausgelöst über Bewegungsmelder). Die figürlichen Bilder, die von innen in einer Kreisbewegung auf die Außenhaut projiziert werden, entstanden als Handzeichnungen nach historischen Gemälden. Die aus einer Kunststoffplatte heraus geschnittenen Figuren werden mit blauem und weißem Licht so projiziert, dass optische Schwebungen und Überblendungen entstehen.

Ich beziehe mich damit auf den Ort „Prinzenpark“, benannt nach dem „Prinzenbau“ oberhalb des Wegekreuzes, über dem das Objekt in den Bäumen hängt.

Dieses Palais wurde nicht für einen Prinzen sondern für die Fürstin Amalie Zephyrine von Hohenzollern (geb. Salm-Kyrburg, 1760 Paris – 1841 Sigmaringen) gebaut, nachdem sie 1808 aus Paris nach Sigmaringen zurückkehrt war. Sie war nach ihren ersten Ehejahren und der Geburt des Thronfolgers Karl 1785 aus Sigmaringen geflüchtet und bei ihrem Bruder in Paris eingezogen, dessen Haus im Verlauf der Revolution zu einem wichtigen politischen Kristallisationspunkt wurde – er stellte sich nämlich auf die Seite des dritten Standes, ebenso wie ein enger Freund von Amalie, Alexandre de Beauharnais. Beide wurden unter Robespierre guillotiniert.

Ich schaffe also einen Erinnerungsraum für eine Frau, die sich entgegen allen Regeln des Anstandes die Freiheit nahm, so zu leben, wie sie wollte und ihrer Lust daran, etwas völlig Neues zu beginnen, freien Raum ließ. Dadurch nahm sie intensiv Anteil an einer historischen Umbruchphase Europas und beteiligte sich an politischen Diskussionen, in denen auch erstmalig durch die Schriftstellerin Olympe de Gouges die Rechte der Frauen artikuliert wurden.

Der Fürst hat sie übrigens deshalb keineswegs verstoßen, sondern immer den Kontakt gehalten. Als Paris im ersten Kaiserreich erstarrte, kehrte sie nach Sigmaringen zurück. Zuvor hatte sie noch ihre freundschaftlichen Beziehungen zu Joséphine de Beauharnais, der 2. Frau Napoleons, genutzt und eine Mediatisierung des Fürstentums Hohenzollern für ihren Sohn verhindert.