Blütennetz 1996

Beitrag zum offenen Kunst-am-Bau Wettbewerb/Neubau Berufsakademie Villingen-Schwenningen 1996

Das neue Gebäude der Berufsakademie für Wirtschaft und Sozialwesen befindet sich direkt
im Zentrum Schwenningens und ist als langgestreckter Baukörper in den Hang nordöstlich
des Bahnhofes gebaut. Der in Richtung Bahnhof liegende Eingang führt hinter der über
zwei Stockwerke durchgehend verglasten Straßenfront in ein hallenartiges Foyer. Eine
Freitreppe verbindet diese Hörsaalebene mit dem darüber liegenden Geschoss, in dem sich
die Bibliothek und der Zugang zu den weiteren Geschossen befindet.

Mein künstlerisches Projekt ist für den Luftraum über dem Foyer und der Freitreppe konzipiert
und besteht aus zwei Elementen:
1. Den tragenden Teil bildet ein von zwei Punkten an der Decke aus diagonal durch das Treppenhaus
gehängtes Netz aus Stahlseil und Birkenholzkugeln.
2. In diesem Netz hängen fünf trichterartige Kelche aus Epoxydharz, in deren Öffnungen sich
künstliche Blüten aus weißem, durchscheinendem Nylongewebe befinden. In den vertikalen Trichterrohren
montierte Gebläse werden durch eine elektronische Steuerung so betätigt, dass in einem langsamen
Auf und Ab die Blüten abwechselnd entfaltet (aufgeblasen) werden und wieder in sich zusammen sinken.

Ich beziehe mich damit auf das innere Verhältnis der beiden an der Akademie vertretenen Fachrichtungen.
„Wirtschaft“, deren fünf an der Akademie vertretene Ausbildungsbereiche hier als Blüten erscheinen,
wird vor allem von Männern studiert, „Sozialwesen“ vor allem von Frauen.
Die Wirtschaft gedeiht erst auf der Basis eines sozialen Gleichgewichtes. Sie ist ein rein von Menschenhand erschaffener Organismus, der Gegenpol zur Natur an sich und doch ebenso den zyklischen Gesetzen des Wachsens, Aufblühens und Absterbens unterworfen (nicht realisiert).