Zeitraum und Augenblick IX 2000

Rauminstallation „Zeitraum und Augenblick“, Sigmaringen, September 2000

Die Installation verbindet drei verschiedenen Raumsituationen zu einer Zeit-Raum Achse.
An allen drei Orten formt die Kinetik unterschiedlicher Blütenobjekte rhythmische Abläufe,
die das Erleben des Augenblicks intensivieren.
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Unterhalb des Hohenzollernschlosses sind auf der Donau 6 schwimmende Blütenobjekte verankert.
Jedes Objekt aus 8 kleineren roten Bällen, einem großen gelben Kunststoffball
und einem verbindenden Drahtgerüst unterhalb der Wasseroberfläche,
ist im Flussbett einzeln verankert und reagiert auf Wind und Strömung durch eigene Bewegungen.

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Wenige Minuten entfernt liegt der ehemalige Schlachthof am Rande der Altstadt.
Der ursprüngliche Eingang wird extra für diese Ausstellung wieder geöffnet und der Ausstellungsraum,
anders als bei sonstigen Ausstellungen, von dieser Seite des Gebäudes her erschlossen.

In die große Ausstellungshalle im Erdgeschoss sind mit Hilfe einer Holzkonstruktion
und weiß kaschierter Wellpappe drei aufeinander folgende Projektionsräume,
jeweils mit trapezförmigem Grundriss, eingebaut. Der erste und der letzte Projektionsraum
sind nach oben jeweils mit einer zweifach geneigten Decke abgeschlossen. In diesen beiden Räumen
wird ein Video in zwei Teilen projiziert, das Interviews mit drei Frauen und drei Männern
über ihren Umgang mit Zeit im Alltag präsentiert. Einzelne Interviewsequenzen sind dabei
mit Bildern alltäglicher Bewegungsformen im Auto, in der Bahn und auf dem Fahrrad
zu einem fiktiven Tagesablauf zusammen geschnitten. Im ersten Raum sieht der Betrachter den Morgen
und den Vormittag, im letzten Raum den Nachmittag und den Abend.


Der mittlere Projektionsraum ist nach oben offen. Über dem Raum schwebt ein sich langsam drehendes Objekt
aus Wellpappe und Kunststofffolie. Darauf werden aus zwei Richtungen Dias eines runden Gartentisches
mit natürlichen Schattenbildern von zwei Phasen der Sonnenfinsternis 1999 projiziert.
Auf die Stirnseite des Raumes wird die Röntgenaufnahme eines männlichen Beckenbereiches projiziert.

An den Übergängen zwischen den Teilräumen blickt der Besucher in Guckkästen, in denen Schattenprojektionen
sich langsam drehender Blütenmodelle aus Papier über Spiegelwände in unendliche Räume
projiziert werden.

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Der Weg durch die Projektionsräume endet an der Treppe ins Obergeschoss, von der aus der Besucher
einen Überblick über die gesamte Raumsituation und die technischen Einbauten erhalten kann.
In den zwei kleinen Ausstellungräume des Obergeschosses sind Zeichnungen und Modelle,
die der direkten Vorbereitung der Installation im Erdgeschoss dienten, und mit der Installation
zusammenhängende grafische und räumliche Arbeiten sowie Kunst-am Bau Modelle
der letzten 5 Jahre zu sehen.
Die pneumatischen Blütenmodelle aus der Biberacher Installation (1998) machen
den letzten Ausstellungsraum im Dachstuhl in seinen besonderen räumlichen Qualitäten erlebbar.

© 2012 Jan Blaß